Bandscheibenprobleme und Krafttraining - Ein Widerspruch?

Durch sitzende und fehlerhafte Belastungen, sowohl im Sport als auch im Alltag, haben viele Leute immer häufiger Bandscheibenprobleme. Aufgrund des Schmerzes lassen viele Leute sportliche Belastungen ganz sein. Doch tut das den Bandscheiben wirklich gut?

Krafttraining bei Bandscheibenproblemen

Im Studioalltag habe ich regelmäßig Athleten, die mit Bandscheibenproblemen zu mir kommen. Ausgelöst durch stundenlange sitzende Belastungen oder fehlerhafte Technik im Training sind diese Athleten meistens stark in ihrer Kraft und in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Um diese Schmerzen verstehen und behandeln zu können, sollten wir uns zuerst einmal die Anatomie der Bandscheibe näher betrachten.

 

1. Die Anatomie

 

Die Bandscheibe ist aus einem zentralen Kern (Nucleus Pulposus, kurz NP) und einem äußeren und einem inneren Faserring aufgebaut. Dadurch, dass die Bandscheibe einen hohen Wassergehalt inne hat, kann man sich ihre Funktion wie eine Art Wasserkissen vorstellen. Sie überträgt den Druck, der auf die Wirbelsäule einwirkt, auf die umliegenden Strukturen. Wird die Bandscheibe zentral belastet, kommt es zu einer gleichmäßigen Verteilung des Drucks, wird sie hingegegen einseitig belastet, kann es durch den Druch dazu kommen, dass der Faserring auf einer Seite reißt. Daraus können sich im Regelfall folgende Probleme ergeben:

 

Bandscheibenprotrusion:

 

Bei diesem Krankheitsbild verschiebt sich der NP nach und nach durch die Faserringe der Bandscheibe. Der äußere Ring bleibt jedoch intakt. Die Hauptursache sind unphysiologische Belastungen und Alterungsprozesse. Normalerweise führt eine Bandscheibenprotrusion zu einer Bewegungsperre im Lendenwirbelsäulebereich. Die Muskulatur verhährtet sich und es entsteht ein stechender Schmerz ohne Ausstrahlungen.

 

Akutschmerzen werden im Regelfall durch Wärmebehandlung und eine Hochlagerung der Beine behandelt, Danach sollten rückenschonende Bewegungsmuster erlernt und in den Alltag integriert werden.

 

Die Heilungschancen sind im Regelfall sehr günstig!

 

Bandscheibenprolaps/-vorfall:

 

Bei einem Bandscheibenvorfall hat der NP den äußeren Faserring durchbrochen. Vorbote für einen Bandscheibenvorfall ist im Regelfall ein Schmerz im unteren Rücken, der immer häufiger auftritt. Kommen dann noch eine Vorneigung mit einer Rotation (z.B. eine Getränkekiste abstellen und sich dabei drehen) kann es passieren, dass die äußeren Faserringe reißen.

 

Rückenschmerzen, die in ein oder beide Beine ausstrahlen, sind i.d.R. das häufigste Symptom. Die Akutbehandlung erfolgt meist ähnlich wie bei der Bandscheibenprotrusion.

 

2. Übungen:

 

Hauptziel der Kraftübungen ist es, die rückenstabilisierende Muskulatur zu trainieren. Dafür eigen sich folgende Übungen sehr gut:

 

1. Latzug (nach vorne/nach hinten)

2. Rudern am Rudergerät

3. Butterfly Reverse

4. Kickback Übugen am Seilzug/an der Maschine

5. Isometrisches Bauchmuskeltraining (z.B. Frontstütz/Seitstützvariationen)

 

Wie ihr seht, werden starke Druck- und Rotationsbelastungen der Wirbelsäule vermieden. Das gilt für das Training, sollte aber auch für euren Alltag gelten! Nehmt das, was ihr im Studio lernt, unbedingt mit in euren Alltag.


Ich hoffe, ihr konntet was mitnehmen und wieder etwas lernen. Wichtig ist, dass ein Krafttraining nach einem Bandscheibenvorfall nur in Absprache mit einem Arzt erfolgen soll. Solange der Arzt diese Empfehlung nicht ausspricht, ist das Krafttraining zu unterlassen!

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